Der Chronist schreibt für das Jahr 1922 folgendes:

Nach wechselndem Regen und Schneewetter, das sogar Anfang Januar Hochwasser herbeiführte, trat wieder ab 11. Januar kältere Witterung ein, mit Nachfrösten bis zu minus 22 Grad.

Die Hoffnung auf baldigen Eintritt des Frühlingswetters hat sich bis Mitte April nicht verwirklicht. Die Feldbestellung ruhte noch  gänzlich. Der  Klee war meist ausgewintert, ebenso der Raps. Die Viehhalter hatten sehr auf baldiges Wachstum infolge der außerordentlichen Futternot gerechnet und wussten nicht, wie sie den schon geringen Viehbestand halten sollten.  Trotzdem waren die Fleischpreise unverhältnismäßig hoch. So kostete das Pfund Schweinefleisch 36 – 38 Mark. Der Zentner Korn und Weizen kostete bis zu 1.000 Mark. In gleicher Höhe bewegte sich die Papiergeldentwertung und alle übrigen Preise. Der Dollarkurs betrug im Frühjahr 1922 über 370 Mark. Die Preise waren im Vergleich zur Vorkriegszeit um bis zu das 100-fache gestiegen. Ein Ende war nicht abzusehen.

Deutschland wurde durch die Reparationszahlungen besonders von den Franzosen gedrückt. Man murrte allgemein wegen der unerträglichen Zustände gegen die neue Regierung und befürchtete einen neuen Umsturz nachdem der Außenminister von Rathenau von den Nationalsozialisten im Juni ermordet wurde.

Mitte des Jahres schritt die Teuerung weiter fort und warkaum noch zu ertragen, zumal ein heftiger Hagelschlag Anfang Juni nicht nur die Ernte weitestgehend vernichtete sondern auch Häuser stark beschädigte und viele Dächer abgedeckt wurden. Der Schaden wurde auf mehr als 1 Million Papiermark geschätzt. Die schlechte Futterernte hat einen weiteren Rückgang des Rindviehbestandes, der schon gegenüber der Vorkriegsjahre sehr niedrig war, bewirkt.

Im Herbst 1922 war das Ortsnetz für die elektrische Beleuchtung in Holzhausen fertiggestellt, nur fehlte noch die Stromzuführung durch die Buderus'schen Eisenwerke. Die Masten und die Transformatorentürme waren gebaut.  Die letzteren kosteten jetzt 120.000 Mark während Edingen, das früher fertig war, der Bau bloß 12.500 Mark kostete. Wie das alles bezahlt werden sollte, war damals noch ein Rätsel, aber die Durchführung musste wegen der anderen noch teureren Beleuchtungsarten erfolgen. Auch die Fertigstellung der Ulmtalbahn rückte näher. Die gesamte Streckenlänge betrug 15,5 Kilometer mit einem Höhenunterschied von 245 Metern. Die Strecke Stockhausen bis Holzhausen wurde am 1. Juli 1922 in Betrieb genommen. Entgegen aller  Befürchtungen wurde die letzte Streckenetappe zwischen Holzhausen und Beilstein doch noch bis zum Jahresende 1922 fertiggestellt, so dass die Straße vom Bahnhof Holzhausen nach Beilstein, die durch Fuhrwerke stark mitgenommen war, entlastet werden konnte.

Zum Ende des Jahres 1922 nahm die Teuerung rasant zu. Die Preise für Kleidung und Lebensmittel hatten sich gegenüber dem Jahresbeginn um bis zu das 1000-fache erhöht. Der Dollarkurs betrug teilweise über 8.500 Mark. Papiergeld wurde täglich in Milliardenhöhe gedruckt. Da das Nutzholz pro Meter bis zu 11.5000 Mark bar einbrachte, konnte die Gemeinde ihre Schulden gänzlich abtragen und auch die elektrische Beleuchtung restlos bezahlen.

Obwohl die landwirtschaftlichen Erzeugnisse genügend Anteil an den Preissteigerungen gefunden hatten, reichte es trotzdem nicht mehr so wie früher und vor allem die Kleinbauern waren gezwungen, sich Nebenverdienste in Bergwerken und Fabriken zu suchen.