Unser Ortsarchiv
„Ich packe meinen Koffer und nehme mit …!“
Mit diesem alten Kinderspiel habe ich bereits einmal die Entwicklung unseres Ortsarchivs verglichen. Ich schrieb darüber in einem Artikel für Usser Blittche. Darin hatte ich aufgezählt, welche gemeindlichen Unterlagen, Chroniken und Kirchenbücher unter anderem zu diesem Zeitpunkt bereits von uns archiviert wurden. Das ist nun schon ein paar Jahre her. Die Sammlung geschichtlich relevanter Unterlagen unseres Dorfes vergrößerte sich seither kontinuierlich. Es kamen neue Sachgebiete hinzu und bereits vorhandene Themenkomplexe konnten weiter vervollständigt werden.
Unverändert blieb dagegen die Situation in den von uns genutzten Räumlichkeiten in der „alten Schule“. Es gab damals und gibt bis heute keine Möglichkeit, die Zimmer zu heizen. Eine Lagerung von Dokumenten ist aus diesem Grund nur unzulänglich möglich. Auch war akuter Platzmangel aufgrund der Masse der mittlerweile vorhandenen Datenmenge zum Problem geworden.
Im Jahr 2015 strömte eine große Zahl Flüchtlingeunter anderem aus den Kriegsgebieten in Syrien nach Europa und damit auch nach Deutschland. Unsere Regierung entschloss sich, eine große Zahl der Menschen aufzunehmen. Auch in der Gemeinde Greifenstein wurden Familien untergebracht, die hier auf die Anerkennung ihres Flüchtlingsstatus warteten und damit dann ein Bleiberecht in der Bundesrepublik erworben hätten.
Um diesen Menschen die Eingliederung in unserem Heimatland zu erleichtern, schlossen sich hier im gleichen Jahr hilfsbereite Menschen zusammen und gründeten die Flüchtlingsinitiative Greifenstein (FlinG). Im Dachgeschoss des Dorfgemeinschaftshauses in Holzhausen stand eine Wohnung leer. Dort richteten sie einen Schulungsraum ein und boten Deutschunterricht für die Immigranten an. Diese Initiative arbeitete sehr erfolgreich bis etwa Ende 2017. Dann bestand an Unterrichtseinheiten kein Bedarf mehr.
Unser ehemaliger Vorsitzender und jetziges Ehrenmitglied Klaus Schmidt hatte bei der FlinG mitgearbeitet. Als abzusehen war, dass die Räumlichkeiten zu Unterrichtszwecken nicht mehr benötigt würden, sah er eine Chance für den Heimat- und Geschichtsverein Holzhausen, geeignete Archivierungsräume zu erhalten. Er verhandelte mit der Gemeinde. Und es gelang ihm, die Gremien zu überzeugen. Im Oktober 2018 war Schlüsselübergabe. Unser Verein verfügte nun über zwei zusätzliche Zimmer im Dorfgemeinschaftshaus Holzhausen (DGH).
Als zu dieser Zeit Umbaumaßnahmen an der Technischen Hochschule Mittelhessen bekannt wurden, gelang es durch die Vermittlung unseres Vereinsvorsitzenden, Hans-Joachim Schwalbe, Büroschränke und Stühle die dort durch Umorganisation nicht mehr benötigt wurden, zu erhalten. Vereinsmitglieder übernahmen den Abbau in Gießen, den Transport hierher und den Aufbau im DGH.
Aber so geeignet die Zimmer im DGH für die Archivierung alter Dokumente auch schienen, sie befinden sich im Dachgeschoss, für ein älteres oder gehbehindertes Publikum eventuell nur mühsam erreichbar. Die Lösung, die vom Vorstand des Heimat- und Verkehrsvereins getroffen wurde sah daher so aus: Alle Themengebiete, die weitgehend abgeschlossen sind, werden in den neuen Archivräumen im DGH untergebracht. Alle Sachgebiete, die noch fortlaufend bearbeitet werden, bleiben in den Räumen in der „alten Schule“.
Diese Aufteilung machte es notwendig, den Archivaufbau total neu zu strukturieren. Spezielle säurefeste Archivkartons wurden angeschafft und es galt nun eine Codierung zu finden, die es erlaubte, bei der Suche nach Vorgängen und Akten sofort zu sehen, befinden sie sich im „unteren Archiv“, sprich „alte Schule“, oder im „oberen Archiv“, sprich DGH. Außerdem sollte dieses neue System die Chance bieten, Vorgänge auch in bereits abgeschlossene Themengebiete problemlos einzugliedern. Und es sollte möglichst viele Jahre funktionieren, ehe die Notwendigkeit bestünde, ein anderes Arrangement zu treffen.
Viele Überlegungen wurden angestellt und nach einigen Monaten war das neue Archivierungssystem etabliert und die ersten Kartons mit Dokumenten konnten umziehen. Bei dieser Neustrukturierung entstand, gewissermaßen nebenbei, eine Inventarliste über die bereits von uns gesammelten und registrierten Inhalte. Diese Arbeit ist mittlerweile abgeschlossen und die Teilung des Dorfarchivs vollzogen.
Mehr als zwei Jahre hat die Aktion gedauert. Da habt ihr euch aber Zeit gelassen, könnte man sagen. Aber man darf nicht vergessen, im Winterhalbjahr kann man in der „Alten Schule“ nicht arbeiten. Es ist einfach zu kalt. Dann hatte es sich ergeben, dass die Gemeinde das DGH renovieren ließ, so war auch dort ein Betreten der Räume nicht möglich. Als die Renovierung abgeschlossen war, konnten auch wir weiterarbeiten. Ursprünglich bestand die Absicht, das neue Archiv bei einem „Tag der offenen Tür“ der Bevölkerung vorzustellen. Das wurde uns untersagt. Es gibt nämlich keinen Rettungsweg aus dem Dachgeschoss des DGH. Das hat zur Folge, dass sich laut Gesetz nicht mehr als drei Personen gleichzeitig dort aufhalten dürfen. Auch der erhoffte Sitzungsraum für den Heimat- und Geschichtsverein und den NABU fiel dieser Vorgabe zum Opfer.
Mit großem geschichtlichen Interesse und im Team dabei ist seit einigen Jahren auch Monika Schwalbe. Allerdings kümmerte sie sich bisher gemeinsam mit ihrem Mann überwiegend um das Fotoarchiv und Ahnenforschung und übertrug etliche Kirchenbücher in die lateinische Schrift. Wir haben uns beraten und gemeinsam beschlossen, die Teilung des Archivs auch personell sichtbar zu machen. So betreut Monika Schwalbe in Zukunft zusätzlich das Archiv im DGH und ich konzentriere mich auf das Dorfarchiv in der „alten Schule“.
Wenn allerdings interessierte Bürger, die aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage sind das Dachgeschoss des DGH zu besuchen, Einsicht in Dokumente haben möchten, werde ich mit ihnen einen Termin ausmachen und die gewünschten Akten in die „alte Schule“ holen.
Um einen kleinen Einblick in die Sammlung historischer Dokumente zu geben, veröffentliche ich hier einmal ein Inhaltsverzeichnis in stark gekürzter Form:
- Verfassungen und Gesetzestexte
- Selbstständige Gemeinde Holzhausen
- I. Weltkrieg
- Vereine
- Nachkriegszeit
- II. Weltkrieg
- Kirche
- Großgemeinde Greifenstein (ab den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts) (1977)
- Bürgermeisterei Greifenstein (1816 bis 1934)
- Talsperre
- Sportplatz 1963 bis 1970
- Bundesunternehmen (Bahn und Post)
- Bevölkerungsschutz
- Feuerwehr
- Bergbau 1922 bis 1970
- Bergbau „Grube Landwehr“
- Bodenschätze
- Forst
- Waldhof Elgershausen
- Schule Holzhausen
- Schule Ulmtal
- Presseveröffentlichungen
- Friedhof
- Dorfgemeinschaftshaus
- Denkmäler
- Landwirtschaft 1915 bis 1970
- Infrastruktur
- Straßenbau, Baumaßnahmen allgemein
- Urkunden
- Rechnungen
- Bücherliste
- Dia-Kisten
Am Ende meines Berichtes folgt wie immer die Bitte:
Stellen Sie historische Fotografien, Dokumente (dazu gehören auch zum Beispiel Familienstammbäume oder auch Bauzeichnungen) dem Archiv zur Verfügung. Wir können nur das bewahren, was Sie uns erlauben und zur Verfügung stellen.
Für das Dorfarchiv.
Gabriele Köhler
Unsere Dorfchronik im Internet
Viele interessante Informationen zur Geschichte unseres Ortes können Sie in der von verschiedenen Autoren geführten Dorfchronik nachlesen, die wir auszugweise auch auf unsere Internetseite präsentieren.