In der Chronik der Bürgermeisterei Greifenstein lesen wir für das Jahr 1913 folgendes:

Der Winter verlief im großen Ganzen recht milde und nur schneearm. Nur Mitte Januar und Mitte Februar bildeten sich geringe Schneedecken, die aber ganz allmählich unter der Einwirkung der Sonnenstrahlen verschwanden. Die größte Kälte herrschte am 21. Februar, als an dem Tage das Thermometer morgens 8 Uhr – 10 °C zeigte. Da der Monat März und das erste Drittel des April auch nur milde Witterung brachten, erwachte die Vegetation sehr früh, aber der Einfall von schlimmen Nachtfrösten in der Zeit vom 12. – 16. April wirkte wieder sehr hemmend auf die Weiterentwicklung, doch sind durch die Fröste nur geringe Schäden entstanden. Aber noch einmal und zwar am 20. Mai trat trotz der inzwischen sehr sommerlich gewordenen Temperatur ein Nachtfrost ein, der zwar nicht mehr die bereits vorübergegangene Baumblüte, wohl aber vielfach das junge Eichen- und Buchenlaub in den Waldungen schädigte. Seitdem herrscht große Wärme mit häufigen Gewitterregen, die aber in der Heumähzeit einem rauen und regnerischen Wetter das Feld räumten.

Am 2. Pfingsttag konnte man auch hier bis nach Holzhausen aufwärts die durchkommenden Flugzeuge des Prinz-Heinrich-Fluges der Strecke Cassel – Coblenz beobachten.

Die Annahme der Ulmtalbahn durch die gesetzgebenden Häuser rief allenthalben tiefen Eindruck hervor.

Am 16. Mai fand die Wahl der Wahlmänner und am 3. Juni die Wahl zum Abgeordnetenhaus statt. Der Wahlkampf verlief im Bezirke ziemlich ruhig.

In allen Gemeinden wurden unter besonderen Feierlichkeiten Kaiserlinden nach altarischer Sitte zur Erinnerung an die 25jährige Regierungszeit S. Majestät des Kaisers Wilhelm I gepflanzt. Die von Ulm steht unterhalb des Sammelbehälters der Hochdruckwasserleitung.

Unter dem Drucke der großen Gefahr zum Ausbruche eines europäischen Krieges infolge des Balkankrieges und der nachfolgenden Wirren zeigte die Bevölkerung einen löblichen Gleichmut und anzuerkennende Vaterlandsliebe. In diesem Geiste errichtete die Gemeinde Holzhausen an dem Ausgang des Dorfes nach Rodenroth – Beilstein ein Denkmal zur Erinnerung an die Kriege von 1864, 1866 und 1870/71, das am 7. September des Jahres mit großen Umzügen und Festlichkeit eingeweiht wurde. Der 18. Oktober wurde in allen Gemeinden durch Abbrennen großer Freudenfeuer zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig vor 100 Jahren und daran anschließenden Festreden gefeiert.

Der Sommer war im Allgemeinen unfreundlich durch das viele Regenwetter und erst Ende August, September und Oktober traten angenehme Tage ein. Sodann blieb die Witterung milde bis kurz vor Weihnachten. Der Schneefall am 24. Dezember verschwand zwar wieder bald, um am 28. durch eine stärkere 20 cm dicke Lage ersetzt zu werden.

In Edingen wurde das 2te Schulhaus fertiggestellt und am 1. Oktober in Gebrauch genommen. Kosten 16.800 Mark außer Bauplatz (3.000 Mark).

Auch das Buderus’sche Bergwerk bei Allendorf wurde stillgelegt, um den Bau der Ulmtalbahn, der im Frühjahr 1914 begonnen wird, abzuwarten. Dagegen wurde im Walde von Allendorf ein neuer Basaltbruch Distrikt „Alter Stein“ von Herrn Fritz Weinbrenner aus Neunkirchen Bez. Arnsberg in Betrieb genommen.

In Biskirchen trat am 1. November an Stelle des sein Amt niederlegenden Vorstehers Karl Simon der Vorsteher Wilhelm Knetsch.