Der Chronist schreibt für das Jahr 1920 folgendes:
Das Jahr 1920 fing mit milder Witterung an. Am Sonntag, dem 11. Januar 1920 gingen gegen Abend bedeutende Regenmengen nieder, so dass in kurzer Zeit die Bäche aus den Ufern traten und durch die Überflutung großer Schaden auch an den Durchlässen, Brücken und Wegen angerichtet wurde. Im März war die Witterung recht milde geworden. Hoffnung auf bessere Ernte als im Vorjahr bestand. Kartoffel fehlten zu Beginn des Jahres 1920 allenthalben und der Hunger war groß. Glücklicherweise war noch ein Eisenbahnwagen aus dem Osten mit 300 Zentnern Kartoffeln angekommen, die auf die umliegenden Gemeinden verteilt wurden, so dass vorläufig der größten Not abgeholfen werden konnte. Knapp konnte man auch das Vieh in den Sommer retten, die geringen Futtervorräte waren aufgebraucht. Bis Juni litt man nicht nur unter großem Regenmangel sondern auch im Juni an solcher Abkühlung, dass Kartoffel und Bohnen erfroren und die Leute mit Öfen heizen mussten. Erst Anfang Juli besserte sich die Wetterlage durch lang anhaltende Gewitterregen. Aber schon Ende August wurde es rau und herbstlich mit viel Regen. Die Ernte von Zwetschgen war außerordentlich gut, Dank des späten Regens war auch die Kartoffel und Apfelernte noch zufriedenstellend. Die Maul und Klauenseuche bedrohte im Herbst das Nutzvieh. Viele Rinder und Ziegen verendeten.
Wenn auch der endgültige Frieden mit den meisten Völkern wieder hergestellt wurde, so verschlimmerten sich in Deutschland die Verhältnisse von Tag zu Tag. Der Wert des Papiergeldes sank anhaltend. Die Schulden des Reiches waren unermesslich und vergrößerten sich täglich. Mit der Aufhebung der Zwangswirtschaft ging es nur langsam und an die festgesetzten Höchstpreise hielt sich niemand. So kostete Ende des Jahr 1920 das Pfund Fleisch 8 bis 10 Mark, ein Zentner Kartoffel 60 Mark, Butter 10 bis 15 Mark das Pfund usw. Der Schleichhandel und das Schiebertum trieben ihre schönsten Blüten.
Ein Glück für die Region war der trotz Teuerung zügig fortschreitende Bau der Ulmtalbahn, so dass man Ende des Jahres 1921 mit der Fertigstellung rechnen konnte. Diese wurde von den örtlichen Basalt- und Tonwerken sehnlich erwartet. Ob diese Betriebe aufrechterhalten werden konnten in dieser Zeit, stand dahin.
Obwohl der Drang der Jugend zu Tänzereien und der Freude am Sport erlahmte, gründeten die fußballbegeisterten jungen Männer von Holzhausen den Fußballverein und begannen, den Fußballplatz eigenhändig zu bauen. Erwähnt sei hier, dass Robert Baum, damals 20 Jahre jung, die Balken für das Tor auf seinen Schultern von Ehringshausen nach Holzhausen transportierte. Die Fußballmannschaft bestand aus neun Spielern.