Der Chronist schreibt für das Jahr 1921 folgendes:

Zu Beginn des Jahres 1921 waren noch die starken Auswirkungen des Friedensschlusses von 1918 zu spüren. Deutschland wurde im Januar 1921 von den Siegermächten zu hohen Wiedergutmachungszahlungen verurteilt. 226 Mrd. Goldmark sollten in 42 Jahren gezahlt werden, was Deutschland niemals in der Lage war, zu leisten, Erst nach einem scharfen Einspruch konnte der Betrag auf 132 Mrd. Goldmark reduziert werden. Große Kohlemengen mussten lt. Friedensvertrag aus dem Ruhrgebiet an die Sieger geliefert werden. Da war es erfreulich, dass sich Oberschlesien mit seinen Kohlengebieten in einer Abstimmung für Deutschland entschieden hat. Trotzdem verteuerte sich das Brennholz in unserer Gemeinde von 6 Mark bis zu 1.520 Mark/Raummeter.

Das Wasser in Holzhausen war aufgrund des trockenen Herbstes 1920 sehr knapp geworden. Trotz der vielen Regengüsse im Januar hat sich der Wasservorrat bei Weitem noch nicht genügend erholt. Bedauerlicherweise versäumte es die Gemeinde Holzhausen vor dem Kriege bei günstigen Quellenverhältnissen und höchstens 25.000 Mark Kosten, eine Hochdruckwasserleitung zu bauen. Jetzt wurde der Bau beschlossen, der aber wohl das 10fache kostete. Mit der Quellfassung im Steimel wollte man rasch beginnen, da die Quellen aufgrund der anhaltenden Trockenheit vielfach schon versiegten.

Trotz der schon spürbaren gewaltigen Teuerung vor allem aber der Beleuchtungsstoffe sollte die elektrische Beleuchtung allenthalben schnellst möglichst eingeführt werden. Der Ausbau des Ortsnetzes und die Einrichtung im Innern der Häuser waren schon seit Frühjahr 1921 im Gange. Der Eisenbahnbau war immer noch nicht beendet. Bis September 1921 sollte die Strecke bis Holzhausen eröffnet werden. Es fehlte aber das Geld für den Oberbau, so dass bloß die Strecke bis Allendorf in Betrieb genommen wurde, allerdings ohne dass das Bahnhofsgebäude in Allendorf fertig gestellt werden konnte. Für Basalt und Tonlieferung konnte die Teilstrecke allerdings genutzt werden. Nun sollte der Ausbau bis Holzhausen bis September 1922 erfolgen.

Aufgrund der anhaltenden Trockenheit und den strengen Nachtfrösten im April litt die Heuernte. Sie betrug in etwa die Hälfte des Vorjahresvolumens. Die Wiesen waren braun und die Grummeternte drohte ganz auszufallen. Die Schafherden fanden auf ihren Weiden nichts mehr. Unter diesen Umständen ließ sich eine Verminderung des Viehbestandes kaum vermeiden. Viel Vieh musste zu geringen Preisen abgeschafft werden. Trotzdem stiegen die Preise Ende 1921 für Schweinefleisch auf 18 Mark, Rindfleisch 16 Mark sowie Butter und anderes Fett auf 40 Mark das Pfund. Der Chronist berichtete von rasch zunehmender Teuerung Ende des Jahres 1921 und einem Verfall der Mark. Der Kurs zum US-Dollar betrug 209 Mark für einen Dollar. Er befürchtete einen schlimmen Winter, in dem jene, die sich nicht selbst versorgen konnten, hungern würden und hoffte, bald die unterste Stufe des Niedergangs erreicht zu haben.