Die zwei Eichen
Bericht von Joachim Kohl
Vor einiger Zeit fiel mir ein Zeitungsbericht auf, der von einer sehr großen Eiche in unserer Heimatgemeinde Holzhausen handelt. Ein Bild mit den Menschen, die bei der Fällung geholfen haben, war auch in der Zeitung zu sehen. Ich wurde neugierig und forschte nach.
Aus unserem Dorfarchiv erhielt ich einen Bericht, welcher von Karl Schmidt (Häusjes Karl) verfasst wurde und dessen Vater bei der Fällung der Eiche dabei war. Eigentlich wollte ich den Bericht mit dem Bild so auf unserer Internetseite stellen. Ein Anruf von Günter Daniel änderte mein Vorhaben. Nach einem längeren Gespräch mit Günter kamen wir überein, dass das Bild keinesfalls zu dem von Karl Schmidt verfassten Bericht gehört. Nach dessen Angaben soll die Eiche um 1857 gefällt worden sein, das Bild stammt aber zweifelsfrei von 1912. Was war also geschehen? Hat sich Herr Schmidt so geirrt? Nein, das konnte ebenfalls nicht sein da zu viele Details im Bericht enthalten sind die nachprüfbar auf die Zeit um 1857 hinweisen. Alle Fakten lassen nur einen Schluss zu: der Bericht und das gezeigte Foto gehören nicht zusammen.
Die „Königin der Eichen“ wurde tatsächlich um 1857 im Walddistrikt Hellsdorf nahe der Grenze zu Rodenroth gefällt. Laut Aussage von Otto Rumpf, stammt das Foto von einer 500 jährigen Eiche, die1912 zu Fall gebracht wurde.
Zwei Holzhäuser Bürger, Herr Groß und Herr Clößner, haben ein Gedicht über die 1857 gefällte Eiche geschrieben.
Die Königin der Eichen
Die Königin der Eichen in dem Holzhäuser Wald,
stand einfach in Gesträuchen, wohl tausend Jahre alt.
Sie stand wir Postamenten, gebaut von der Natur
und trotzte allen Winden in uns'res Waldes Flur.
Da kam ein biederer Deutscher aus fernem, deutschem Land,
der wollte gerne haben hier diesen Eichenstamm.
Dies war der rechte Freier, als die ihm ward bekannt,
er fragte nicht nach teuer, kaufte sie aus eigener Hand.
Er war aus Fükenhütten und ward Herr Bruch genannt,
war von der Eisenhütte an des Siegesflußes-Strand.
Nicht Dampf noch Wasserkräfte, kann bringen sie hier dann,
ja das sind Geschäfte für einen Fuhrmann.
Entschlossen war Herr Herling, Fuhrmann aus Erntebrück,
er war kein Feigling schreckte nicht vor ihr zurück.
Wohlan ich lad sie auf meinen Wagen und spann 10 Pferd dafür,
mein Wagen wird sie tragen, bis vor Herrn Bruchs Quartier.
Zum Abschied weih'n wir ihr diesen Kranz,
zum Putz auf ihre Reise aus unserer Mädchen Hand.
Wir wünschen dem Herrn, der diesen Baum erhält,
und dem Gemeinderat viel Glück mit diesem Geld.
Nun fahrt hin in Frieden, wir wünschen, daß nicht's bricht,
die Dichter sind jetzt müde, es geht uns aus das Licht.
