Die Königin der Eichen

An dieser Stelle die niedergeschriebene Geschichte über die 1000-jährige Eiche. Der Bericht ist wortgetreu abgeschrieben, in der damaligen Rede- und Rechtschreibform.

Auf Bitten mehrerer Ortseinwohner fühle ich mich veranlasst, über ein Ereignis in unserer Gemeinde, welches sich in den trockenen Jahren 1857–1859 hier ereignet hat, welches mein längst verstorbener Vater, der es selbst miterlebt und mir wortgetreu hinterlassen hat, möchte ich der jetzigen und nachfolgenden Generationen weiter lebendig erhalten und ihr auf diesem Wege darüber berichte. Welches auch in einem Gedicht von zwei Holzhäuser Bürgern, Herrn Groß und Herrn Clößner, die es beim Schein eines Öllämpchens festgehalten hatten. Frau Thekla König geb. Adam von Wetzlar, Friedensstr. 18, die am 4. März 102 Jahre alt verstorben ist, war ein Enkel von Herrn Clößner und er ein Sohn von Herrn Georg-Wilhelm Clößner, der Pächter auf dem Waldhof-Elgershausen war und von durchziehenden Franzosen im Jahre 1797 unweit der Hohenstraße im Holzhäuser Walddistrikt Schäfernack  erschlagen wurde und als einzige Leiche bei der Holzhäuser Kirche links zwischen Eingang und Kirche begraben liegt. Das so nebenbei vermerkt, möchte ich wieder zurückschlagen zu Thema Eiche.

Es handelt sich um eine „Rieseneiche“, die im Holzhäuser Wald gewachsen war, im Distrikt Helsdorf in der Nähe, wo früher ein Hof gestanden hat und infolge der Pest ausgestorben war, also unweit der Waldgrenze der Rodenrother Gemarkung in westlicher Richtung von unserem Dorf.

Ein Fabrikant aus dem Siegerland hat diesen Stamm erworben und wollte in seiner Fabrik einen Wellbaum daraus machen lassen. Er soll aber später, als die Dillbahn in den 60iger Jahren erbaut war, wieder mit derselben in Richtung Gießen zurückgekommen sein, weil sich die Gebrüder Bruch nicht über seine Verwendung einigen konnten. Ein Fuhrmann aus Erntebrück hat den Abtransport übernommen und eigens dazu Wagen bauen lassen, denn die Eiche soll über 20 Festmeter gehabt und schätzungsweise 500 Zentner gewogen haben. Diese trockenen Jahre 1857—59 sollen den Abtransport sehr begünstigt haben, weil in der Zeit die Wegeverhältnisse sehr schlecht waren oder überhaupt keine bestanden hatten.

Das Kaufgeld, das Herr Bruch, Fabrikant von Fükenhütten an der Sieg, bezahlt hat, waren 100 Taler. Der Fuhrmann, Herr Herling aus Erntebrück, hatte außer seinen schweren Wagen und 10 ebenbürtigen Pferden noch einen leichteren Wagen mit einem Pferd bespannt, welches nur Hebewerkzeuge mitführte. Die Pferde hatten hier im Hof des damaligen Gasthauses Rumpf, jetzt Metzgerei Kolb, 2 Tage gestanden. Diese 2 Tage hat man zum Aufladen des Stammes gebraucht, welcher zuvor erst noch behauen werden mußte und die Form eines Sarges annahm, ohne den war er nicht auf dem Wagen unterzubringen. Dann erfolgte die Abfahrt, auf der wir die Eich gerne begleiten wollen. Da von uns in Richtung Rodenroth noch kein fester Weg bestand, wurde die Fahrt über den trockenen Teil der Viehweide (Hintersten Struth) gelenkt und an den schlechten Stellen Ginstern vorgelegt, die glatt von den Reifen durchgeschnitten wurden. Die Radspuren hat man noch nach 50 Jahren feststellen können, die die Räder hinterlassen hatten. So gelangte die Eiche allmählich zur Dorfmitte, Kreuzgasse da wurde dann Abschied von ihr genommen, wo alle Einwohner anwesend waren. Ansprache, vortragen des erwähnten und nachfolgenden Gedichtes und anlegen eines schönen Kranzes. Bevor weiter man fahren konnte, mußte die bald zu befahrende Holzbrücke gestützt und die Stangen-Pferde gesichert werden. Kurz nach dem Verlassen derselben führt der Weg unter Kurven ziemlich steil hoch mit kleiner Unterbrechung bis zur Hohen-Straße. Auf diesem Weg wurden 10 Ochsengespanne vorgelegt und an den Achsen wurden Heuseile befestigt, woran Ortseinwohner ziehen halfen. Als Entgeld für die Ochsengespanne wurde 1 Taler bezahlt. So gelangte das Fuhrwerk mit viel Hindernis und Mühe bis zur Dill(Katzenfurt) . Diese Brücke konnte nicht befahren werden, sondern man wählte den Weg quer durch den Fluß. Den Weg über den gleich folgenden Mühlgraben überfuhr man im Husch………… der auch gleich einstürzte. Bei der Durchfahrt durch Herborn hat sich das Pflaster gesenkt. Ab hier hatten die hiesigen Begleiter und der Erzähler die Eiche verlassen und den Heimweg angetreten.

Die Königin der Eichen

Die Königin der Eichen in dem Holzhäuser Wald,
stand einfach in Gesträuchen, wohl tausend Jahre alt.
Sie stand wir Postamenten, gebaut von der Natur
und trotzte allen Winden in uns´res Waldes Flur.
Da kam ein biederer Deutscher aus fernem, deutschem Land,
der wollte gerne haben hier diesen Eichenstamm.
Dies war der rechte Freier, als die ihm ward bekannt,
er fragte nicht nach teuer, kaufte sie aus eigener Hand.
Er war aus Fükenhütten und ward Herr Bruch genannt,
war von der Eisenhütte an des Siegesflußes-Strand.
Nicht Dampf noch Wasserkräfte, kann bringen sie hier dann,
ja das sind Geschäfte für einen Fuhrmann.
Entschlossen war Herr Herling, Fuhrmann aus Erntebrück.
Er war kein Feigling schreckte nicht vor ihr zurück.
Wohlan ich lad sie auf meinen Wagen und spann 10 Pferd dafür,
mein Wagen wird sie tragen, bis vor Herrn Bruchs Quartier.
Zum Abschied weih´n wir ihr diesen Kranz,
zum Putz auf ihre Reise aus unserer Mädchen Hand.
Wir wünschen dem Herrn, der diesen Baum erhält,
und dem Gemeinderat viel Glück mit diesem Geld.  
Nun fahrt hin in Frieden, wir wünschen, daß  nicht´s  bricht,
die Dichter sind jetzt müde, es geht uns aus das Licht.


Aufgeschrieben von Karl Schmidt (Hausname „Häusjes Karl“)