Keltensiedlung am Oberwald

Unweit der vom HuG betriebenen Schutzhütte „Kleinen Wiege" („Kloa Wich“), befindet sich ein Plateau, das bis zu einem Steilhang reicht und von drei Seiten von Wällen begrenzt wird (Geodaten: Lat, Long: 50.6027778,8.275277777777779).

Der äußere Wall besteht überwiegend aus Erde, wobei auch an einigen Abschnitten Steine angehäuft sind. Der innere Wall ist dem äußeren bis zu 40 m nachgelagert und besteht größtenteils aus Basaltsteinen.

Erste wissenschaftliche Untersuchungen und Vermessungen fanden auf dem so genannten „Oberwald“ 1964 durch Karl Reeh statt, der über weitreichende Kenntnisse aus derKeltenforschung am Dünsberg verfügte. Erst 1984 gab es weitere Begehungen. Damals kam es auch zu ersten Lesefunden. Der größte Teil des heute bekannten Fundmaterials wurde jedoch 1989 und in den Folgejahren entdeckt. Die Brüder Walter und Erwin Keul aus Rodenroth befassten sich mit Flugzeugbesatzungsschicksalen des zweiten Weltkrieges und bargen dabei die im Museum Herborn gezeigten Fundstücke. Es handelt sich um viele Metallobjekte: Schmuck; Keltische Goldmünzen (Regenbogenschüsselchen); Gürtelschnallen, Teile von Pferdegeschirren und vieles mehr. Es wurden Objekte aus der Eisenzeit und aus dem Mittelalter gefunden. Alle datierbaren Funde aus der Eisenzeit gehören in die späte Früh- und Mittellatenézeit (480 v. Chr. bis 100 v. Chr.). Es handelt sich bei diesem Ort offensichtlich um die Reste einer umwehrten vorgeschichtlichen Siedlung der Kelten. Eine zeitliche Einordnung ist für die Goldmünze möglich. Es handelt sich dabei um ein ¼ Stater aus einer Zeit zwischen 75 und 60 v. Chr. Die mittelalterlichen Funde an dieser Stelle erklärt man durch die Nähe der 1298 zerstörten Burg Liechtenstein.

Die neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen unternahm Dr. Frank Verse von der Universität Münster in den Jahren 2006 und 2007. Die Ergebnisse seiner Forschungen veröffentlichte er u. a. im „Mitteilungsblatt des Geschichtsvereins Herborn e.V.“, dem wir diese Informationen entnommen haben.

Exponate der im Holzhäuser Oberwald ("Kleine Wiege") gefundenen Artefakte, ausgestellt im Museum Hohe Schule Herborn


Quellen:

  • Mitteilungsblatt des Geschichtsvereins Herborn e.V. Jahrgang LIV Oktober 2006
  • Frank Verse – Die Befestigung auf dem „Oberwald“ bei Greifenstein Holzhausen, Lahn-Dill-Kreis, Profane Siedlung oder Kultplatz im peripheren Mittelgebirgsraum? Kollquien zur Vor- und Frühgeschichte Band 9 ISBN 978-3-7749-3501-3
  • Museum Hohe Schule Herborn  https://www.museum-herborn.de/